morgen



1. szene:

der ärger begann im quadranten delta 4. ich befand mich mit meinem assistenten könig rael auf dem rückflug von einem wichtigen geschäftsessen, als wir unvermittelt in eine völlig überflüssige kontrolle der lokalen sicherheitsbehörden gerieten. "allgemeine verkehrskontrolle. ihre papiere bitte!" waren die letzten worte des polizeischergen, dann zerlegte könig rael ihn und seinen lakaien zügig mit einem doppelten horkheimer in ihre molekularen bestandteile. während ich mißmutig mit der stiefelspitze in den sterblichen überresten scharrte, materialisierte sich überraschenderweise vor unseren augen ein eitel rauschgoldmännlein. nach einem moment der verblüffung entwickelte sich zwischen uns ein kurzer dialog, dessen näherer sinn sich mir zunächst nicht erschloß:


- fickende hölle! ihr habt rüdiger 5 lobotomiert, ich werde euch flashen bis der arzt kommt. habt ihr pilze dabei?

- theweleit? aber itzo. scheiß drauf und ab dafür!

- ja mann, erst den doppelten horkheimer und dann zumachen die gertrud!

- harharhar!


beim vertrauten klang seiner schnarrenden stimme atmete ich tief durch. keine frage, bei dem rauschgoldmännlein handelte es sich um niemand anderen als meinen kumpel roy ultra, das alte scheißhaus. ihn wiederzuerkennen und eine magnumflasche von hoffmanns bester synapsenpolitur zu köpfen war eins. bereits nach wenigen zügen nahmen wir zufrieden die auflösungserscheinungen des raum-zeit-kontinuums zur kenntnis und gaben uns den erfrischenden tautologischen betrachtungen könig raels hin...




2. szene:

am darauffolgenden tag ging es mir denkbar schlecht. der autopilot bewegte uns mit seinem unaufdringlichen fahrstil zwar auf eine sehr angenehme art und weise durch den raum, aber leise zweifel an der richtigkeit seines handelns bohrten penetrant in den qualmenden ruinen meines verstandes. der gedanke an hoffmanns beste synapsenpolitur machte mich schaudern. roy ultra hatte mich geflasht wie nichts gutes, soviel war sicher. wenigstens ging es ihm nicht besser als mir. während könig rael in der kombüse schon ungeschickt mit dem geschirr klapperte, wurden roy ultra und ich noch von bleierner schwere in die beiden pilotensessel gedrückt. paralysiert starrte ich aus dem bullauge.

wo waren wir eigentlich? zwischen der gähnenden schwarzen leere, die mich von draußen verhöhnte, und den koordinaten, mit denen ich gestern unseren autopiloten gefüttert hatte, ließ sich beim besten willen kein zusammenhang herstellen.

"heut nacht mal wieder total breit am autopiloten rumgefummelt oder was?" maulte ich meine beiden reisegefährten an. roy ultra lächelte versonnen. hoffmanns beste synapsenpolitur hatte ihn offenbar auf eine höhere bewußtseinsebene katapultiert, von deren lichten höhen herab er mir zusäuselte: "wir sind auf dem weg zur mitte unseres innersten selbst. in nicht mal zwei tagen werden wir den nebel der transzendenz erreichen."

scheiße.

roy ultra war offensichtlich total durchgeknallt. zwar pflegte er schon seit jeher einen bedauernswerten hang zu esoterischem gedankengut, aber sein verquaster sermon macht mir eins endgültig klar: der jahrelange konsum von bewußtseinserweiternden substanzen hatte seinen schädelinhalt in einen klumpen antimaterie verwandelt. in dieser form stellte er leider eine ernsthafte bedrohung für mein schiff dar.

jetzt galt es besonnen zu handeln. bevor er mich mit seinem salbungsvollen gelaber weiter behelligen konnte, verschaffte ich mir mit einem gezielten handkantenschlag in die mitte seines innerstem selbst einen moment der handlungsfreiheit. leider hatte ich noch nicht einen klaren gedanken gefaßt, da hörte ich herrn ultra auch schon röcheln: "das wird dir nichts nützen, mann. kuck dir doch mal dein amaturenbrett an!"

was ich dort sah, erfüllte mich mit namenlosem entsetzen ...




3. szene:

was genau roy ultra in der vergangenen nacht mit dem bordcomputer angestellt hatte, blieb zunächst unklar, aber vermutlich hatte roy auch ihm ein gläschen von hoffmanns bester synapsenpolitur eingeflößt, darauf deutete zumindest die kurze information hin, die am unteren rand des armaturenbretts aufleuchtete: "formblatt 4 uhura, die nockenwelle - schweig! zuviel der förmlichkeit!"

meine sinne waren für eine kleine ewigkeit betäubt von der unschuldigen reinheit seiner durch keinerlei anzeichen von intelligenz getrübten worte. so dauerte es eine weile, bis ich das erscheinen eines raumteilers älterer bauart registrierte, der hart backbord aus den tiefen meines unterbewußtseins auftauchte und sich als "mein bruder, der wiederkehrende rettich" identifizierte. befehligt wurde er von einem ballonseidenen halbprimaten, der sich anscheinend befähigt fühlte, mir irgendwelche anweisungen zu erteilen.

"wiuziljfkjnfriejporflmlkfi lijhlifjiu, likjdop+üp+üfpeoujfe" äußerte er in einem mir nicht geläufigen dialekt und fügte mit einem aggressiven unterton hinzu: "gztgztgzt! dpourtgsnmbcjdj okokok!!!"

zu diesem zeitpunkt drohte die situation etwas unübersichtlich zu werden, was ich durch das setzten klarer prioritäten zu verhindern wußte.

"gib ihm die antwort mit dem protonenzerstäuber!" wies ich könig rael an, der mein sicheres auftreten in krisensituationen im laufe der zeit zu schätzen gelernt hatte. er hielt mit dem nuklearen dampfstrahler drauf und wischte mit dem plasmapüster aus desinfektionsgründen noch mal feucht nach.

nach dieser kleinen demonstration zivilisatorischen vorsprungs wandte ich mich wieder roy ultra zu. verzückt wisperte er immer noch sein mantra "wir reisen zur mitte unseres innersten selbst!". um ruhe ins spiel zu bringen, haute ich ihm erstmal eins auf die murmel. unverwandt grinste er mich mit seinem debilen hippiegrinsen an. die rasch an farbe und größe gewinnende schwellung unterhalb seines mittleren auges kontrastierte reizvoll mit seinem friedlich verklärten gesichtsausdruck. mein umsichtiger assistent könig rael entsorgte ihn vorerst in der putzkammer.

an dieser stelle möchte ich anmerken, daß ich durchaus kein unfreundlicher typ bin und gewalt im grunde verabscheue. aber in übel beleumundeten gegenden, wie diese eine zu sein schien, treiben sich jede menge niedere lebensformen herum, deren rudimentäres moralverständnis und zweitklassiges benehmen die wahl eindeutiger mittel unumgänglich macht.

wie dem auch sei, die frage nach unserem derzeitigen aufenthaltsort beschäftigte mich nun doch.

"wo sind wir hier eigentlich?" fragte ich könig rael.

"im quadranten rauchen 100!" murmelte er düster ...



fortsetzung folgt